Seit mehr als 400 Jahren wird in Hamburg Wissenschaft betrieben. Aber erst seit 100 Jahren hat Hamburg eine Universität. Bis dahin machten vor allem das Akademische Gymnasium, bedeutende wissenschaftliche Anstalten und Sammlungen sowie ein anspruchsvolles Vorlesungswesen für das Bürgertum die Stadt bereits zu einem bedeutenden Ort der Wissenschaft in Deutschland. Dennoch blieben bürgerliche Bemühungen um die Gründung einer Universität in Hamburg bis 1919 erfolglos. Eine sozialdemokratische Mehrheit in der nach der Revolution erstmals demokratisch gewählten Bürgerschaft errichtete die Hamburgische Universität, die sich bald zu einer der innovativsten deutschen Universitäten entwickelte. Vier Nobelpreisträger gingen aus dieser Universität hervor.
Nachdem der Nationalsozialismus die wissenschaftliche Blüte der Universität beschämenderweise ohne Widerstand unterbrochen hatte, bauten sozialdemokratische Senate nach der Kapitulation und Befreiung Deutschlands die Universität Hamburg wieder auf und entwickelten sie zu einer der größten deutschen Universitäten, die dem demokratischen Wiederaufbau der Bundesrepublik wesentliche Impulse gab. Mit der Gründung der Großforschungseinrichtung DESY als rechtlich selbständige Tochter der Universität und weiterer außeruniversitärer Forschungseinrichtungen entwickelte sich in Hamburg ein hervorragendes wissenschaftliches Umfeld der Universität, das durch drei Max Planck Institute, sechs Einrichtungen der Leibniz Gemeinschaft, die Gründung einer Fachhochschule, deren Weiterentwicklung zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie durch die Gründung einer Technischen Universität zu einem der leistungsfähigsten Wissenschaftsverbünde Deutschlands weiterentwickelt wurde. In der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder nimmt dieser Verbund eine herausragende Position ein.
An diese Tradition erfolgreicher sozialdemokratischer Wissenschaftspolitik knüpft das 1990 gegründete Wissenschaftsforum Hamburg an. Es versteht sich als Plattform eines zukunftsoffenen Diskurses, in dem Konzepte und konkrete Maßnahmen zur Entwicklung der Wissenschaftsregion Hamburg erarbeitet werden. Ohne Bindung an Parteimitgliedschaft ruft das Wissenschaftsforum Menschen, die an Hochschulen und Forschungseinrichtungen tätig sind oder studieren, zu engagierter Mitarbeit auf. In Arbeitsgruppen und Vortragsveranstaltungen bietet das Wissenschaftsforum die Möglichkeit, Fragen und Probleme des Studiums, der Lehre, der Forschung und des Wissenschaftstransfers zu diskutieren und in Kooperation mit anderen wissenschaftspolitisch Engagierten zu bearbeiten. Die Zusammenarbeit mit der Bürgerschaftsfraktion, Mitgliedern von Hochschulgremien und Wissenschaftsforen anderer Länder und auf Bundesebene eröffnet realistische Chancen praktischer Wirksamkeit auf vielen Ebenen.